Sich Zeit nehmen

Viele Hundebesitzer:innen kennen das: Kaum ist man draußen, steht der Hund unter Strom. Die Leine spannt sich, die Nase klebt am Boden, jeder Reiz wird zum Abenteuer – oder zur Herausforderung. „Entspannter Spaziergang“? Fehlanzeige.

Doch warum sind so viele Hunde heutzutage so aufgeregt unterwegs? Und was können wir als Menschen tun, um ihnen zu helfen, wirklich zur Ruhe zu kommen?

Eine Welt voller Reize

Unsere moderne Umwelt ist für Hunde alles andere als natürlich:
Autos, Radfahrer, Kinder, Gerüche, Geräusche, fremde Hunde – und das alles dicht auf dicht. Dazu kommen ständige Veränderungen: neue Wege, neue Eindrücke, immer neue Erwartungen.

Viele Hunde erleben ihre Spaziergänge deshalb nicht als Erholung, sondern als Dauerbelastung für ihre Sinne. Besonders sensible, junge oder unsichere Hunde reagieren darauf mit Aufregung – sie sind überfordert, bevor sie überhaupt richtig „angekommen“ sind.

Wenn Aufregung zur Gewohnheit wird

Ein Hund, der regelmäßig in Übererregung gerät, lernt:
„Draußen ist immer Action/Stress.“

Er kommt gar nicht mehr zur Ruhe, weil das Nervensystem dauerhaft in Alarmbereitschaft ist. Das zeigt sich dann so:

  • Ziehen an der Leine

  • Springen, Bellen, Hetzen

  • ständiges Scannen der Umgebung

  • kein Interesse mehr am Menschen

  • Schwierigkeiten, Signale umzusetzen

Auf Dauer entsteht daraus ein echter Teufelskreis:
Mehr Reize → mehr Aufregung → weniger Orientierung → mehr Stress → noch mehr Aufregung.

Was dein Hund wirklich braucht

Viele Hunde brauchen nicht mehr Beschäftigung, sondern mehr Entlastung.
Statt den Spaziergang als Actionprogramm zu sehen, darf er zur gemeinsamen Auszeit werden.

Das gelingt, wenn du:

  • bewusst ruhig startest – kein hektisches Losgehen, sondern erst ankommen lassen

  • Pausen einbaust – kleine Stopps, einfach stehen bleiben, Umgebung wahrnehmen, kleine Übungen machen

  • Ruheverhalten belohnst – wenn dein Hund tief atmet, sich hinsetzt oder Blickkontakt sucht, verstärke dieses

  • klare Routinen schaffst – gleiche Wege, gleiche Rituale vermitteln Sicherheit

  • deinen Hund lesen lernst – erkenne früh, wann er überfordert ist, und geh einen Schritt zurück

Eine Übung die großes bewirkt

Wir Menschen gehen auf den Spaziergängen am liebsten Runden, denn für uns ist es schön immer etwas neues zu sehen.

Doch was bedeutet das für unseren Hund? 

Auf diesen prasseln fortwährend neue Reize ein und wegen der Flut an neuen Reizen, ist keine Zeit um die vorherigen Reize verarbeiten zu können. 

Das Ergebnis davon, der Hund wird immer aufgeregter und aufgeregter. 

Die Übung „Pendeln“ ist so simpel und einfach und bewirkt dennoch erstaunliches.

Sie ist für Hunde die grundsätzlich gestresst draußen sind, für Hunde die an neuen Orten aufgeregt sind oder für Hunde die auf bestimmten Streckenabschnitten aufgeregt sind, z.B. aufgrund von Erfahrungen die sie auf diesem Abschnitt gemacht haben. 

Das Pendeln kann sowohl an der Schleppleine als auch an der kurzen Leine gemacht werden. 

Du nimmst dir hierfür eine nicht allzu lange Strecke vor (ca. 50m) und läufst diese hoch und runter. Dabei kann der Hund die Reize die er bisher aufgenommen hat verarbeiten, denn es kommen keine oder sehr wenige neue Reize dazu. Und das führt dazu, dass der Hund sich entspannt.

Ist der Hund auf dem abgelaufenen Abschnitt entspannt kann man neue Wegstrecke mit dazu nehmen.

In dem Video zeige ich dir den Effekt des Pendelns.

Fazit

Unsere Hunde müssen in einer Welt zurechtkommen, die für ihre Sinne oft zu laut, zu schnell und zu viel ist.

Viele Hunde profitieren von Ruhetraining, z. B. durch gezielte Entspannungsübungen, eingebaute Pausen, das „Pendeln“ und vieles mehr.

Wenn wir ihnen helfen, Tempo rauszunehmen, Pausen anzunehmen und Orientierung zu finden, schenken wir ihnen das, was sie am meisten brauchen: Ruhe, Sicherheit und Vertrauen.

Denn ein entspannter Hund ist kein „fauler“ Hund – sondern einer, der gelernt hat, dass Ruhe sich lohnt. 🐾

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